Butter bei die Fische .........................................................................................................................>>zurück zu Index Erzählungen


Es war ein wunderschöner Septembernachmittag. Die Sonne meinte es nach dem heftigen Unwetter vom Wochenende noch einmal gut mit dem kleinen Dorf, dessen Einwohner ihre Strahlen ausnutzten und bienenfleißig in ihren Gärten arbeiteten.
Die Eheleute Trude und Hugo Rockwender hatten auch den ganzen Morgen in ihrem Garten zugebracht, in dem es wie Kraut und Rüben ausgesehen hatte. Sie hatten deshalb das Mittagessen unter den Tisch fallen lassen, würden aber deswegen noch lange nicht am Hungertuch nagen. Wenn Liebe tatsächlich durch den Magen geht, dann ließ ihre Körperfülle scheinbar auf eine sehr große Liebe schließen, aber dem war gar nicht so.
Damals, vor etwas mehr als 30 Jahren, hatte Hugo Rockwender gerade seine Freundin abserviert, von der er sich zu häufig hatte unterbuttern lassen, wenn sie ihm wieder einmal deftige Lügen aufgetischt hatte. Seine Kumpels hatten ihn mehr als einmal gedrängt, diese treulose Tomate dahin zu schicken, wo der Pfeffer wächst. Sehr spät, fast zu spät hatte Hugo schließlich auch den Braten gerochen, weil er vorher einfach Tomaten auf den Augen gehabt hatte.
Da der junge Hugo nicht gerade ein Kind von Traurigkeit war, sondern vielmehr ein richtiger Hecht im Karpfenteich, blieb er folgerichtig nicht lange allein, denn wo Bacchus das Feuer schürt, sitzt Frau Venus am Ofen.
Frau Venus erschien ihm in Gestalt von Trude, eigentlich Edeltrud Küppel. Hugo hatte in den folgenden Jahren immer wieder darüber nachgegrübelt, wie es dazu gekommen ist, dass es dazu gekommen ist, aber wie dem auch sei, Trude erwartete ein Baby – von ihm zweifellos. Da hatte er sich ja eine schöne Suppe eingebrockt, die er dann auch auslöffeln musste. Damals, in seiner Heimat, galten noch andere gesellschaftliche Maßstäbe. So musste er in den sauren Apfel beißen und Trude heiraten, bevor ihn ihre Eltern in die Pfanne hauen konnten. Er hätte sich in den Hintern beißen können, aber Abwarten und Tee trinken funktionierte da nicht. Er fügte sich schließlich in sein Schicksal, denn in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Letztendlich hatte er es aber doch nicht so schlecht getroffen. Trude schenkte ihm nach Winfried, ihrem Erstgeborenen, noch drei weitere Kinder, die alle wohl geraten waren und derentwegen sie sich dann wegen der niedrigen Grundstückspreise hier in dem kleinen Dorf ein Häuschen gebaut hatten.
So ganz gelang es ihnen aber nie, in die Dorfgemeinschaft der Alteingesessenen aufgenommen zu werden, die alle doch zu gern ihr eigenes Süppchen kochten. „Dabei kochen die auch nur mit Wasser!“, sagte Trude immer. Und um den Leuten Honig ums Maul zu schmieren, dafür war Trude zu stolz, und Hugo gab diesmal nicht seinen Senf dazu, sondern ihr nur recht.
Besonders mit ihrem Nachbarn war nicht gut Kirschen essen. Der war ein Simpel, der ihnen im Grunde nicht das Wasser reichen konnte, dem es bei Trude aber immer wieder gelang, dass sie ihn kochend vor Wut zur Rede stellte.
So auch heute Morgen, als ihr schönes Blumenbeet plötzlich voller fauler und unreifer Äpfel lag, die vom Apfelbaum des Nachbarn bestimmt nicht von alleine in das Blumenbeet gefallen waren. „Da brat‘ mir doch einer ‘nen Storch!“, rief Trude mit hochrotem Kopf und war schon unterwegs, um mit dem Nachbarn wieder einmal ein Hühnchen zu rupfen.
Oder vor zwei Monaten, als Trude im Garten vor dem Salatbeet stand und sich die plötzliche Schneckenplage zu erklären versuchte, flog unvermittelt eine Schnecke über den Zaun und landete genau vor ihren Füßen. Da Schnecken bekanntermaßen nicht fliegen können, war der Übeltäter sofort erkannt, obwohl der Nachbar so tat, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Als Trude später Hugo erzählte, was sie dem Bösewicht alles gesagt hatte, ließ sie sich jedes einzelne Wort genüsslich auf der Zunge zergehen, denn der hatte wirklich sein Fett abgekriegt. Hugo meinte jedoch nur: „Ach, bei dem ist doch sowieso Hopfen und Malz verloren.“ Worauf Trude antwortete: „Hugo, man muss sich wehren! Wenn man sich nicht wehrt, braucht man sich über nichts mehr zu wundern. Da liegt doch der Hase im Pfeffer!“
„Schade!“, seufzte Hugo, „dass wir so einen Nachbarn erwischt haben. Wir müssen uns eben hier im Dorf die Rosinen herauspicken!“ „Welche Rosinen?“, seufzte nun auch Trude. „Hier findest du doch bei jedem ein Haar in der Suppe! Aber gut, wenigstens ist bei unseren Kindern alles in Butter!“

Dieser Text enthält 38 allgemein bekannte Redewendungen und wurde unter diesem Gesichtspunkt geschrieben.

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