Der Tod lauert überall...........................................................................................................................- zurück zu Index Erzählungen


Es klingelte Sturm an der Wohnungstür. Herr Dörrenkamp erhob sich fluchend aus seinem Fernsehsessel. „Verdammt, welcher Idiot klingelt denn um halb elf abends noch so verrückt?“ Wütend stapfte er zur Wohnungstür, riss sie auf und wollte gerade loslegen, als ihm der Mund offen stehen blieb. Vor der Tür standen zwei Polizisten.
„Guten Abend“, sagte der anscheinend Ältere, „bitte entschuldigen Sie die Störung. Wir sind hier ins Haus gerufen worden. Aber der Anrufer hat seinen Namen nicht genannt. Haben Sie uns angerufen?“
„Nein, ich nicht!“, antwortete Herr Dörrenkamp. „Ja, wissen Sie, der Anrufer sagte nämlich, dass hier im Haus ein Schuss gefallen sei, und da müssen wir der Sache ja wohl nachgehen.“
„Ein Schuss?“, wiederholte Dörrenkamp, „ne, ich habe Fernsehen geguckt, ich hab‘ nix gehört. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“ Damit machte er den Polizisten die Tür vor der Nase zu.
„Das war aber ein nicht so freundlicher Zeitgenosse“, sagte der Jüngere. „Komm, wie klingeln jetzt noch an den anderen fünf Türen. Und dann verdünnisieren wir uns wieder. War wohl ein falscher Alarm“, meinte sei Kollege.
An der nächsten Tür das gleiche Bild. Keine Ahnung. An der dritten Tür öffnete eine ältere Dame, die wohl auf die Polizisten gewartet hatte. Bevor der Ältere sein Sprüchlein aufsagen konnte, legte Frau Hübel schon los.
„Gut, dass Sie kommen. Ich habe nämlich auf dem Revier angerufen, weil ich über mir in der Wohnung einen Schuss gehört habe und dann ist etwas Schweres auf den Boden gefallen und dann war es plötzlich ganz still!“
„Da schauen wir doch gleich mal nach“, antwortete der Polizist, und Frau Hübel trat in den Flur hinaus, um, eng an die Wand gedrückt, die Polizisten nicht aus den Augen zu verlieren.
Die stürmten die Treppe hinauf und klingelten dann an der Wohnung über der von Frau Hübel. Nichts geschah. Sie klingelten erneut, diesmal etwas länger. Immer noch nichts. Jetzt klopften Sie heftig gegen die Tür, so dass sich im übrigen Haus bereits die Türen öffneten und einige Bewohner nach der Ursache dieses Lärms schauten. Gerade als die Polizisten noch einmal Sturm klingeln wollten, hörten sie hinter der Tür ein Geräusch und eine Stimme rief: „Wer ist denn da?“ Der ältere Polizist antwortete: „Hier ist die Polizei! Würden Sie bitte die Tür aufmachen?“ „Was wollen Sie denn?“, kam es von innen zurück. „Wir möchten Sie gern etwas fragen. Machen Sie doch bitte die Tür auf!“
In diesem Moment wurde innen ein Schlüssel umgedreht, die Tür öffnete sich langsam und das Gesicht eines Mannes erschien in dem Türspalt. „Ja, was ist denn?“, fragte er mit einem unschuldigen, aber leicht verärgerten Gesichtsausdruck.
„Wir sind von einer Bewohnerin dieses Hauses angerufen worden, weil sie einen Schuss gehört haben will. Und der sei aus dieser Wohnung gekommen“, erklärte der ältere Polizist nun. „Dürfen wir bitte hineinkommen und schauen, ob alles in Ordnung ist?“ „Bei mir ist alles in Ordnung“, antwortete der Mann, „Sie können wieder gehen!“
„Das geht nicht“, meinte der jüngere Kollege, „wenn wir gerufen werden, müssen wir die Angelegenheit auch überprüfen. Deswegen lassen Sie uns bitte eintreten, wir schauen uns kurz um und gehen dann wieder.“
„Nun ja, wenn Sie unbedingt darauf bestehen“, gab sich der Mann resigniert, öffnete die Tür nun ganz und hielt plötzlich eine Pistole in der Hand, die er auf die beiden Polizisten richtete.
„Ja, dann kommen Sie doch rein“, meinte er mit einem selbstgefälligen Grinsen. „Aber wozu brauchen wir zur Inspektion zwei Polizisten? Einer reicht doch auch!“ Mit diesen Worten zog er den Abzug der Pistole und der ältere Polizist brach getroffen zusammen.
„Nur hereinspaziert“, richtete der Mann sich nun an den anderen, trat zur Seite und winkte ihm mit der Pistole, damit dieser hereinkomme. Als der an ihm vorbeigegangen war, betätigte der Mann wieder den Abzug und schoss dem jungen Polizisten in den Rücken. Dann ergriff er einen Rucksack, der in der Diele gestanden hatte und brüllte in das Treppenhaus zu den Bewohnern, die starr vor Schreck das ganze Drama miterlebt hatten: „Wenn ich auch nur einen von euch zu Gesicht bekomme, ist er tot! Verschwindet!“
Nach dem heftigen Türenschlagen trat plötzlich Totenstille ein.
Pfeifend begann der Mann die Treppen hinabzusteigen, immer auf der Hut vor einem eventuell auftretenden Hindernis, gelangte unbehelligt zur Haustür, öffnete sie und verschwand in der Dunkelheit.
Als die Polizei mit mehreren Streifenwagen vor dem Haus hielt und in das Haus stürmte, saß der bereits in der Straßenbahn, die ihn zum Bahnhof brachte. In Gedanken überlegte er bereits, wohin er diesmal für das Geld, das er sich heute verdient hatte, reisen würde. Es würde eine ganze Weile reichen, bis er halt einen neuen Auftrag annehmen müsste.

Kommentar:
Die Geschichte stellt die oft im Geheimen sich abspielende Wirklichkeit dar. Nicht immer siegt das Gute, sondern auch das Böse setzt sich fort.

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