Liebende am Strand

Quelle: Artland-Leinwandbild bei www.artgalerie.de

 

Caritas in litore (Zärtliche Liebe am Strand) - ein barockes Gedicht

Senke dich, oh Nacht, herein,
dass ich mit der Liebsten hier kann sein,
an des Meeres liebestrunkenem Gestade
erweist sie, hoff‘ ich, mir heute ihre Gnade.

Ach, wie lieblich scheint ihr Angesicht,
der helle Tag ist nur Verzicht,
dort in dem warmen, weichen Sand
knüpfen zart wir unser Liebesband.

Seit ich sie das erste Mal geseh’n
konnt‘ ich ihrem Liebreiz nicht mehr widersteh’n.
Ganz verwirret wurde mir der Sinn,
als sie mir heimlich warf ein Tüchlein hin.

Dies Tüchlein trag ich hier an meiner Brust,
entfacht in mir der Liebe Lust,
ein Tüchlein voller Duft und Spitzen,
dies allein nur mag ich nicht besitzen.

Mich deucht, sie naht mit leichten Schritten,
hinfort mit euch, ihr Guten Sitten,
leucht‘ mir nur still, du guter Mond,
mein langes Sehnen wird nun bald belohnt.

Gesenkten Haupts entbietet ihre Hand mir einen Gruß,
auf ihre Stirn gehaucht von mir ein Sehnsuchtskuss,
gleich erklimmen wir der Liebe höchste Stufen,
Gott helfe mir, ich höre ihren Gatten nach ihr rufen!

© Peter-Michael Sperlich

 

- zurück zur Übersicht

Gelebte Welt
eine Weltsicht in Gedichten und Erzählungen
von
PETER-MICHAEL SPERLICH