------------ Gebet
Du, Winter, geh nun fort
und schenk uns Deine Tränen,
danach sich alle Leben sehnen!
geh leise, schweig, sag nur kein Wort!
Nimm fort den fahlen, kalten Mond,
und lass, dass Leben sich entdeckt!
Doch halte gnädig uns bedeckt
den Tod, der in den Seelen wohnt!
Du, Frühling, bringe jetzt das Licht!
Bestell’ mit Wärme Deine Felder,
heb auf den Todestraum der Wälder,
den sanft Dein milder Glanz zerbricht!
Gib meiner Seele neues Sein,
erlöse leicht sie aus der Trauer,
reiß nieder jede Schattenmauer,
der Wahrheit Trugbild lass nicht ein!
In Deine Strahlen tauch die Welt,
schenk aus den Trank, der Siege schafft,
der hohen Blüte süße Kraft,
die alles Sein im Leben hält!
Du, Winter, bist nun fort.
Doch aus dem Taumel aller Farben
schnürt bald der Herbst schon seine Garben.
Dann kommst Du leise, sagst kein Wort!
© Peter-Michael Sperlich
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